Warum gibt es keine speziellen Medikamente gegen Stillen Reflux?
Stiller Reflux ist eine komplexe und schwierig zu behandelnde Erkrankung. Aufgrund der unspezifischen Symptome ist die Diagnose ein langwieriger Prozess. Nachdem man Stillen Reflux als Ursache der Symptome identifiziert hat, geht die Suche nach einer wirksamen Behandlung erst los. Betroffene stellen schnell fest, dass es keine Medikamente speziell gegen Stillen Reflux gibt und dass Ärzte oft nicht wissen, wie man die Krankheit behandelt.
Warum ist das so?
Stiller Reflux ist erst seit Kurzem im Blick der Forschung
Mittlerweile suggerieren Studien, dass Stiller Reflux eine häufige Erkrankung ist.
Faszinierenderweise war bis vor wenigen Jahren aber nur den wenigsten Forschern und Ärzten bekannt, dass die Krankheit überhaupt existiert. Es gab keine spezialisierten Tests, weswegen die Behauptung, ein Patient habe Stiller Reflux, mehr einer Hypothese, als einer handfesten Diagnose glich.
Kurz gesagt: es werden nur Medikamente gegen Krankheiten entwickelt, von denen man weiß, dass es sie gibt. Stiller Reflux ist noch nicht lange als Erkrankung in der Medizin dokumentiert, weswegen noch nicht viel Zeit und Energie in die Suche nach potenziellen Medikamenten gesteckt wurde.
Säure wird als alleiniger Übeltäter angesehen
Wie bei klassischem Reflux, bei dem der saure Magensaft die Speiseröhre reizt, ist auch gasförmiger Reflux sauer. Säure ist jedoch nicht das primäre Problem bei Stillem Reflux. Es sind die Pepsine, die mit dem Reflux in die Atemwege gelangen, die den eigentlichen Schaden anrichten.[1]
Trotzdem verschreiben viele Ärzte bei Stillem Reflux meist Protonenpumpenhemmer (engl. Protone pump inhibitors, PPIs) und gehen davon aus, dass damit das Problem behoben ist.[2]
Es fehlt nach wie vor das Bewusstsein, dass die existierenden Anti-Säure-Medikamente nicht ausreichend sind, sondern Wirkstoffe speziell für die Behandlung von Stillem Reflux benötigt werden.
Pepsine sind ein schwieriges Behandlungsobjekt
Die eigentlichen Schäden werden bei Stillem Reflux durch Pepsine verursacht. Das sind Enzyme, die im Magen am Verdauungsprozess beteiligt sind. Bei Stillem Reflux gelangen sie in den Hals und Rachenraum und greifen dort die Zellen der Schleimhäute an.
Ein wirksames Medikament müsste also bei den Pepsinen ansetzen. Eine Hemmung der Produktion der Pepsine ist jedoch keine gute Idee, da sie im Magen für die Verdauung essenziell sind. Ohne sie wären Eiweiße nicht verdaubar. Entsprechende Medikamente hätten wahrscheinlich viele Nebenwirkungen und würden zu signifikanten Verdauungsproblemen führen. Säure dagegen ist einfacher zu hemmen, da sie „nur“ die Verdauung vereinfacht und Nahrung sterilisiert.
Eine Möglichkeit wäre, Pepsin gezielt in den Atemwegen attackieren, beispielsweise, indem man ihre Aufnahmen in Zellen der Atemwege verhindert. Ob ein Wirkstoff gefunden wird, der das ermöglicht, steht in den Sternen.
Stiller Reflux lässt sich auch ohne Medikamente behandeln
Auch wenn es keine speziellen Medikamente gegen Stillen Reflux gibt, existieren trotzdem wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Jedoch sind sie aufwendiger, als einfach eine Pille zu schlucken.
Eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten ist sehr effektiv, da sie an zwei Punkten ansetzt: zum einen lässt sich damit der Reflux selbst mindern, so dass weniger Pepsine in die Atemwege gelangen. Außerdem kann durch die Vermeidung von sauren Lebensmitteln die Aktivierung der verbleibenden Pepsine minimiert werden.[3] In den meisten Fällen lässt sich der Reflux so sehr gut kontrollieren und weitere Schäden werden verhindert.
Für meinen Onlinekurs zur Behandlung von Stillem Reflux habe ich recherchiert und Experten interviewt, welche Ernährungsanpassungen nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen am erfolgreichsten sind. Mit diesem Ernährungsprotokoll konnte ich bereits mehreren tausenden Betroffenen helfen, ihre Refluxsymptome loszuwerden.
In Extremfällen, bei denen sich selbst mit einer Ernährungsumstellung die Symptome nicht unter Kontrolle bringen lassen, kann mit einer Operation der Reflux vermindert werden.