Helfen Magensäureblocker bei Reflux?
Magensäureblocker sind die am häufigsten verschriebenen Medikamente gegen Sodbrennen. Wenn man umgangssprachlich von Magensäureblockern spricht, meint man in der Regel die sogenannten Protonenpumpenhemmern (PPIs). Das ist eine Gruppe von Medikamenten, welche alle den gleichen Wirkmechanismus im Magen haben. Du erkennst sie an der Endung „-prazol“. Es gibt folgende Magensäureblocker:
Wir konzentrieren uns in diesem Artikel auf diese Medikamentengruppe der Protonenpumpenhemmer. Manchmal wird mit der Bezeichnung Magensäureblocker aber auch eine ältere Gruppe von Medikamenten gemeint, die sogenannten H2-Rezeptorantagonisten, auch H2-Rezeptorblocker genannt. Diese reduzieren ebenfalls die Magensäureproduktion, wirken aber nur kurzfristig und weniger stark als die neueren Protonenpumpenhemmer. Wir gehen in einem anderen Artikel genauer auf die H2-Rezeptorantagonisten ein.
Protonenpumpenhemmer können Refluxsymptome meist schnell lindern1 , weswegen sie ein sehr beliebtes und häufig verschriebenes Medikament bei Sodbrennen sind.
Wie Magensäureblocker wirken
Sodbrennen entsteht, wenn saurer Reflux in die Speiseröhre gelangt und diese reizt.
Magensäureblocker binden an Säurepumpen im Magen, wodurch diese keine Säure mehr produzieren können. Dadurch werden der Mageninhalt und der aufsteigende Reflux weniger sauer. Folglich reizt weniger Säure die Speiseröhre und Sodbrennen wird gelindert.
Die vorhanden Protonenpumpen werden nach der Einnahme eines Protonenpumpenhemmers irreversibel deaktiviert. Allerdings sind die Protonenpumpen ohnehin nur sehr kurzlebig und werden vom Körper ständig nachproduziert. Aus diesem Grund müssen Magensäureblocker 1-2 Mal täglich eingenommen werden, um die Magensäureproduktion gering zu halten und die Refluxsymptome zu lindern.
Magensäureblocker beseitigen nicht die Refluxursache
Auch wenn Magensäureblocker Sodbrennen schnell lindern können, haben sie einen Haken: Sie vermindern nicht den Reflux, sie machen ihn nur weniger sauer. Der Reflux gelangt weiterhin in die Speiseröhre.
Das Problem ist, dass Säure nicht das Einzige im Reflux ist, was Reizungen hervorrufen kann. Er enthält auch Magenenzyme (z. B. Pepsin) und Galle, welche die empfindlichen Schleimhäute der Speiseröhre ebenfalls angreifen.2,3
Zwar wird das kurzfristige Schadpotential des Refluxes durch die Säurereduktion massiv verringert. Bei chronischem Reflux reichen aber die verbleibenden Schadstoffe im Reflux aus, um über Jahre und Jahrzehnte hinweg die Speiseröhre weiter zu schädigen, bis die Symptome eventuell wieder durchbrechen. In Extremfällen kann es auch zu Speiseröhrenkrebs kommen.
Man kommt nur schwer von Magensäureblockern los
Wenn man Magensäureblocker für mehrere Wochen oder länger eingenommen hat und dann versucht sie abzusetzen, stellt man fest, dass das gar nicht so einfach ist. Die Symptome können zurückkommen, manchmal sogar stärker als zuvor. Oder neue Symptome können sich dazugesellen, wie beispielsweise Symptome von Atemwegsreflux.
Dies nennt man Rebound-Effekt.4 Der Magen versucht während der Einnahme von PPIs, der Säurehemmung entgegenzuwirken. Sobald du aufhörst, sie zu nehmen, wird der Magen allerdings plötzlich deutlich saurer. Saurer als vor Beginn der Behandlung.
Stell dir das vor, als würden zwei gleichstarke Personen Tauziehen miteinander spielen. Das Seil bewegt sich nicht, weil beide Personen mit der gleichen Kraft in entgegengesetzte Richtungen ziehen. Lässt aber nun eine Person ohne Vorwarnung los, so stürzt die andere Person nach hinten um. Sie kann nicht schnell genug reagieren, um mit dem Ziehen aufzuhören. Das gleiche passiert bei der Säureproduktion, nur dass der Magen Wochen bis Monate brauchen kann, um die Säureproduktion anzupassen. Umso länger die Medikamente eingenommen wurden, desto länger braucht der Magen zur Normalisierung.
Falls in der Zwischenzeit der Reflux selbst beseitigt wurde, also die Ursache der Krankheit, so ist das kein Problem. Die Säure bleibt im Magen und alles ist in Ordnung, selbst wenn eine Zeit lang eine Überproduktion vorliegt. Was aber häufiger passiert ist, dass der Patient nach wie vor Reflux hat, da die Ursachen nicht abgestellt wurden. Nun gelangt die höher konzentrierte Säure in die Speiseröhre und reizt sie erneut, weswegen das Sodbrennen zurückkommt.
Um den Reboundeffekt zu vermeiden, müssen Magensäureblocker daher ausgeschlichen werden, wenn sie länger als wenige Wochen eingenommen wurden.
Magensäureblocker wirken sich negativ auf die Verdauung aus
Ein weiteres Problem von Magensäureblockern ist, dass sie sich negativ auf die Verdauung auswirken. Magensäure ist für den Verdauungsprozess essentiell.
Verdauungsprobleme generell wiederum können Reflux verursachen. diese Weise können Magensäureblocker mittelfristig auf paradoxe Weise den Reflux noch verstärken. Ein Teufelskreis kann entstehen.
Magensäure wird auch für die Aufnahme von Vitaminen und Mineralien benötigt. Wenn Magensäureblocker über Jahre eingenommen werden (was nicht ungewöhnlich ist), besteht die Gefahr, Nährstoffmängel zu entwickeln.5
Fazit: Magensäureblocker sind nur kurzfristig geeignet
Magensäureblocker können Refluxsymptome schnell lindern, sind allerdings nicht gut zur langfristigen Behandlung geeignet. Denn sie machen den Reflux zwar weniger sauer, beseitigen ihn aber nicht, wodurch langfristige Schäden weiterhin entstehen können.
Eigentlich sind Protonenpumpenhemmer eher dafür entwickelt worden, sie für einige Zeit zu verwenden – Wochen, höchstens Monate. In dieser Zeit soll die Speiseröhre heilen können und der Patient den Reflux reduzieren, beispielsweise durch eine Ernährungsumstellung.
In der Praxis werden Säureblocker aber oft viel länger verschrieben: Jahre-, oder gar jahrzehntelang. Es ist einfacher sowohl für den Patienten als auch den Arzt, einfach eine Pille zu nehmen, bzw. zu verschreiben, als die Ursachen des Refluxes zu beseitigen. Jedoch kann sich dies nach einiger Zeit rächen, wenn die Symptome wieder durchbrechen. Ist der Reflux erst einmal dermaßen chronifiziert, so gestaltet sich auch die Behandlung aufwändiger und langwieriger, mit geringeren Erfolgsquoten.
Meine Empfehlung ist, nicht einfach die Symptome mit einer Pille zu behandeln. Stattdessen solltest du den Reflux selbst reduzieren. Je früher, je besser. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die erfolgversprechendste Behandlungsoption ist aber eine Ernährungsumstellung. Die meisten Menschen müssen nicht einmal drastische Änderungen an ihrem Verhalten vornehmen, sondern nur gewisse Dinge anpassen, um ihren Reflux erfolgreich zu behandeln.6
Quellen
1. Hrelja N, Zerem E. Proton pump inhibitors in the management of gastroesophageal reflux disease. Medicinski arhiv. 2011;65(1):52-55. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21534455. Abgerufen am 30. Januar 2020.
2. TACK J. Review article: the role of bile and pepsin in the pathophysiology and treatment of gastro-oesophageal reflux disease. Alimentary Pharmacology & Therapeutics. 2006;24:10-16. doi:10.1111/j.1365-2036.2006.03040.x
3. Siddiqui A, Rodriguez-Stanley S, Zubaidi S, Miner PB. Esophageal Visceral Sensitivity to Bile Salts in Patients with Functional Heartburn and in Healthy Control Subjects. Digestive Diseases and Sciences. 2005;50(1):81-85. doi:10.1007/s10620-005-1282-0
4. Rochoy M, Dubois S, Glantenet R, Gautier S, Lambert M. Le rebond d’acidité gastrique après arrêt d’un inhibiteur de la pompe à protons : revue narrative de littérature. Therapies. 2018;73(3):237-246. doi:10.1016/j.therap.2017.08.005
5. Heidelbaugh JJ. Proton pump inhibitors and risk of vitamin and mineral deficiency: evidence and clinical implications. Therapeutic Advances in Drug Safety. 2013;4(3):125-133. doi:10.1177/2042098613482484
6. Festi D, Scaioli E, Baldi F, et al. Body weight, lifestyle, dietary habits and gastroesophageal reflux disease. World Journal of Gastroenterology. 2009;15(14):1690. doi:10.3748/wjg.15.1690