Der Zusammenhang zwischen trockenen Augen und stillem Reflux

Letzte Aktualisierung:
24. April 2024

auge

Trockene Augen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Die Symptome reichen von einem unangenehmen Fremdkörpergefühl, Brennen und Jucken bis hin zu geröteten Augen und verschwommenem Sehen. Betroffene klagen häufig über müde, überanstrengte Augen und eine deutlich eingeschränkte Lebensqualität.

Die Ursachen für trockene Augen (medizinisch: Sicca-Syndrom), wie trockene Augen in der Fachsprache genannt werden, sind vielfältig. Neben äußeren Faktoren wie Bildschirmarbeit, Klimaanlagen oder trockener Heizungsluft können auch körperliche Veränderungen wie hormonelle Schwankungen oder Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen. Die Behandlung beschränkt sich meist auf die Symptome, beispielsweise durch Befeuchtungstropfen oder Lidrandpflege.

Stiller Reflux: statistischer Zusammenhang mit trockenen Augen

Doch in den letzten Jahren mehren sich die Hinweise, dass auch der stille Reflux, eine oft übersehene Erkrankung des Verdauungstrakts, mit trockenen Augen in Verbindung stehen könnte. Eine wegweisende Studie fand jetzt heraus, dass Patienten mit trockenen Augen ein 8-fach erhöhtes Risiko für stillen Reflux haben. Die Forscher untersuchten 245 Probanden, von denen 152 unter trockenen Augen litten. Während in der Kontrollgruppe nur 13% Anzeichen für stillen Reflux zeigten, waren es in der Gruppe mit den trockenen Augen ganze 45%.

Dieses Ergebnis wirft ein völlig neues Licht auf die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von trockenen Augen. Denn wenn fast die Hälfte aller Sicca-Patienten gleichzeitig an stillem Reflux leidet, reicht es nicht aus, nur die Symptome zu behandeln. Stattdessen müssen beide Erkrankungen als Einheit betrachtet und therapiert werden.

Im Folgenden möchte ich näher darauf eingehen, was stiller Reflux eigentlich ist, wie er mit trockenen Augen zusammenhängt und was Betroffene unternehmen können, um ihre Beschwerden zu lindern. Denn mit dem richtigen Wissen und den passenden Strategien lässt sich die Lebensqualität langfristig verbessern – auch wenn man unter beiden Problemen gleichzeitig leidet.

Der stille Reflux: Reflux in den Atemwegen

Stiller Reflux, auch bekannt als laryngopharyngealer Reflux (LPR), ist eine Form der Refluxkrankheit, die sich deutlich vom klassischen Sodbrennen unterscheidet. Während bei Sodbrennen der Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt und dort für die typischen brennenden Schmerzen hinter dem Brustbein sorgt, steigt er beim stillen Reflux noch weiter nach oben bis in den Rachenraum und die oberen Atemwege sowie in die Lunge. Zudem kann der Reflux durch die Ohrentrompete bis in die Ohren gelangen.

Der stille Reflux ist im Gegensatz zum klassischen Speiseröhrenreflux nicht flüssig, sondern ein feines Aerosol, also feinste Tröpfchen, die sich mit der Atemluft vermischen. Man könnte vereinfacht auch von einem unsichtbaren, gasförmigen Reflux sprechen.

Übersicht über die Sphincter

Dadurch verursacht der stille Reflux oft Symptome, die auf den ersten Blick nichts mit dem Magen zu tun haben. Dazu gehören chronischer Husten, Halsschmerzen und Heiserkeit, häufiges Räuspern, eine belegte Stimme oder das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben. Viele Betroffene leiden auch unter nächtlichem Husten, Atemaussetzern (Apnoen) oder sogar Asthma. Da diese Beschwerden so unspezifisch sind, wird der stille Reflux oft lange Zeit nicht als Ursache erkannt und bleibt unbehandelt.

Doch der Rückfluss von saurem Mageninhalt kann auf Dauer die empfindlichen Schleimhäute in Rachen und Kehlkopf schädigen. Die aggressiven Verdauungsenzyme, allen voran Pepsin, greifen das Gewebe an und führen zu chronischen Entzündungen. Studien haben gezeigt, dass Pepsin die Zellen der Rachenschleimhaut schädigen und die Produktion von Schleim anregen kann, was wiederum Husten und Räuspern verstärkt.

Inzwischen gibt es auch erste Hinweise, dass der stille Reflux sogar die Augen in Mitleidenschaft ziehen kann. Denn die Augenoberfläche ist mit einer ähnlichen Schleimhaut überzogen wie die Atemwege. Gelangen Magensäure und Pepsin über die Tränenwege bis auf die Augen, können sie dort für Reizungen, Entzündungen und eine Schädigung der feinen Tränendrüsen sorgen. Das könnte erklären, warum Menschen mit stillem Reflux oft auch an chronisch trockenen Augen leiden.

Es ist unklar, wie genau der Reflux bis in die Augen gelangt. Da das Magenenzym Pepsin bei Studien an stiller Reflux Patienten in den Augen nachgewiesen wurde, muss der Reflux es irgendwie dorthin geschafft haben. Eine Möglichkeit wäre, dass der stille Reflux durch den Tränenkanal, der Auge und Nase verbindet, wandert. Möglicherweise wird der gasförmige stille Reflux aber auch ganz einfach ausgeatmet und die ausgeatmete Luft kommt dann mit der Augenoberfläche in Kontakt.

Andere Ursachen für trockene Augen

Natürlich sollte man nicht vergessen, dass Reflux allerhöchstens eine verstärkende Wirkung auf das trockene Auge haben dürfte, während die Grundursachen eine andere sein dürften.

In unserer modernen digitalisierten Welt spielt vor allem die Bildschirmarbeit für das trockene Auge eine entscheidende Rolle. Immer mehr Menschen verbringen viele Stunden am Computer, Tablet oder Smartphone – sei es im Beruf oder in der Freizeit.

Trockene Augen am Bildschirm: wie Computerarbeit die Blinkzelfrequenz reduziert

Das Problem dabei: Beim Starren auf den Bildschirm verringert sich unsere Blinkfrequenz um bis zu 60%. Jeder Lidschlag ist aber wichtig, um die Augenoberfläche mit Tränenflüssigkeit zu benetzen und zu schützen.

Blinzeln wir zu wenig, trocknen die Augen schneller aus und werden gereizt. Zusätzlich belasten das blaue Licht und die Kontraste digitaler Bildschirme unsere Augen und können auf Dauer zu Ermüdungserscheinungen führen.

Weitere verstärkende Einflüsse für trockene Augen

Auch ungünstige Umweltbedingungen können die Augen austrocknen lassen. Dazu gehören etwa Klimaanlagen (z.b. im Auto, oder Büro), die die Luft entfeuchten, oder trockene Heizungsluft im Winter. Wer viel im Freien unterwegs ist, setzt seine Augen außerdem Wind, Kälte und UV-Strahlung aus – alles Faktoren, die den Tränenfilm destabilisieren können.

Besonders Frauen in den Wechseljahren leiden oft unter trockenen Augen. Schuld daran sind die hormonellen Veränderungen, die die Tränenproduktion beeinflussen. Auch Erkrankungen des Immunsystems wie Rheuma oder das Sjögren-Syndrom können die Tränendrüsen angreifen und ihre Funktion stören.

Nicht zuletzt können auch bestimmte Medikamente die Tränenproduktion hemmen und so zu trockenen Augen führen. Dazu gehören zum Beispiel einige Antidepressiva, Betablocker oder Antihistaminika. Auch das weitverbreitete Akne-Medikament Isotretinoin (besser bekannt als Accutane) kann die Tränendrüsen beeinträchtigen.

Es gibt also viele verschiedene Ursachen für das trockene Auge – der stille Reflux ist nur eine davon. Trotzdem lohnt es sich, gerade bei hartnäckigen Beschwerden auch eine mögliche Refluxerkrankung abklären zu lassen. Denn oft ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das unsere Augen auf Dauer reizt und austrocknet.

Umso wichtiger ist es, die individuellen Auslöser zu identifizieren und gezielt zu behandeln. Nur so können wir unsere Augen langfristig gesund erhalten und Beschwerden vorbeugen. Wie du dabei am besten vorgehst und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, verrate ich dir im nächsten Abschnitt.

Behandlungsmöglichkeiten für trockene Augen

Wenn du unter trockenen Augen leidest, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und die Augengesundheit zu verbessern.

Künstliche Tränen und Befeuchtungsgels

Eine Basisoption sind künstliche Tränenflüssigkeiten und Befeuchtungsgels, die du als rezeptfreie Präparate in der Apotheke erhältst. Sie ersetzen die fehlende Tränenflüssigkeit und sorgen für eine bessere Benetzung der Augenoberfläche.

augentropfen

Allerdings können solche Präparate auch Konservierungsstoffe enthalten, die die Augen auf Dauer zusätzlich reizen. Besser sind konservierungsmittelfreie Produkte in Einzeldosisbehältnissen, oder andere konservierungsmittelfreie Alternativen, wie Hylo Comod. Achte bei der Anwendung unbedingt auf eine gute Hygiene und vermeide den Kontakt der Tropferspitze mit dem Auge, um Verunreinigungen zu vermeiden.

Änderungen der Lebensgewohnheiten

Mindestens ebenso wichtig sind Änderungen deiner Lebensgewohnheiten. Gerade bei Bildschirmarbeit solltest du regelmäßig Pausen einlegen und bewusst blinzeln, um die Augen zu entlasten. Die 20-20-20-Regel kann dir dabei helfen: Alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf einen Punkt in mindestens 20 Fuß (etwa 6 Meter) Entfernung schauen. So entspannst du die Augenmuskulatur und gibst der Tränenflüssigkeit Zeit, sich gleichmäßig zu verteilen.

Auch ein Luftbefeuchter kann helfen, die Augen feucht zu halten – besonders im Winter, wenn Heizungsluft die Schleimhäute austrocknet. Achte zudem auf einen ausreichenden Abstand zum Bildschirm (mindestens 50 cm), eine blendfreie Beleuchtung und eine ergonomische Sitzposition. All das entlastet deine Augen und beugt Ermüdungserscheinungen vor.

Behandlung des stillen Refluxes

Leidest du trotz dieser Maßnahmen weiter unter trockenen Augen und hast vielleicht sogar Symptome des stillen Refluxes, ist es ratsam, die Ursache gezielt anzugehen. Ich beschäftige mich mehr mit dem Thema in meinem Leitfaden zur Behandlung von stillem Reflux.

Blinkr: Eine innovative App zur Vorbeugung von trockenen Augen durch Bildschirmarbeit

Wie du bereits gelernt hast, ist übermäßige Bildschirmarbeit einer der Hauptrisikofaktoren für trockene Augen. Wenn wir lange auf einen Monitor starren, vergessen wir oft zu blinzeln, was die Augenoberfläche austrocknen lässt. Nicht umsonst spricht man auch vom “Office-Eye Syndrom”, wenn das trockene Auge durch Computerarbeit verursacht wird.

Glücklicherweise gibt es jetzt eine clevere Lösung für dieses Problem: die Blinkr-App.

Was ist Blinkr und wie funktioniert es?

Blinkr ist eine innovative App, die deine Blinzelfrequenz während der Computerarbeit überwacht. Die Software nutzt die Webcam deines Computers und erkennt mithilfe eines speziellen KI-Algorithmus, wann du blinzelst – und wann nicht.

Stellt Blinkr fest, dass du längere Zeit nicht geblinzelt hast, erscheint eine sanfte Erinnerung auf deinem Bildschirm. Diese verschwindet automatisch, sobald du wieder blinzelst. So wirst du regelmäßig ans Blinzeln erinnert, ohne aus deiner Konzentration gerissen zu werden.

Im Laufe der Zeit gewöhnt sich dein Gehirn daran, häufiger zu blinzeln – auch ohne die Erinnerungen. Du trainierst sozusagen deine Blinzelreflexe und tust damit deinen Augen etwas Gutes.

Die Vorteile von Blinkr

Die regelmäßige Anwendung von Blinkr bietet viele Vorteile für deine Augengesundheit:

  • Reduzierung von Augenbelastung und trockenen Augen bei längerer Computerarbeit
  • Förderung gesunder Blinzelgewohnheiten
  • Verbesserung des allgemeinen Augenkomforts während langer Arbeits- oder Spielesitzungen
  • Einfache Anwendung im Hintergrund, ohne dich abzulenken

Blinkr passt auf deine Augen auf, damit du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst – sei es die Arbeit oder dein Lieblingsspiel.

blinkzel erinnerung
diese Meldung erscheint auf deinem Bildschirm, wenn du zu lange nicht blinzelst

So verwendest du Blinkr

Die Nutzung von Blinkr ist denkbar einfach:

  1. Lade die Blinkr-App herunter und installiere sie auf deinem Computer.
  2. Stelle sicher, dass deine Webcam angeschlossen und funktionsbereit ist.
  3. Starte die App und richte deine Kamera so ein, dass dein Gesicht gut zu erkennen ist.
  4. Lass Blinkr im Hintergrund laufen, während du am Computer arbeitest oder spielst.
  5. Die App erinnert dich zu blinzeln, wenn du es eine Weile vergisst.

Mehr musst du nicht tun! Blinkr arbeitet unauffällig im Hintergrund und schützt deine Augen, ohne dich zu unterbrechen.

Du kannst Blinkr hier herunterladen (bisher nur auf Englisch).

Über den Autor

Gerrit Sonnabend

Gerrits Sonnabends beruflicher Hintergrund ist in der qualitativen Forschung und Data-Science. Er hatte selbst starken Reflux. Hier kannst du mehr zu Gerrit erfahren.