Hilft Magensäure Reduzieren bei Reflux?

Ein typischer Ansatz zur Behandlung von Reflux ist die Verminderung der Magensäureproduktion. Diese Maßnahme klingt logisch, denn Säure reizt die Speiseröhre, wodurch Sodbrennen entsteht.

Magensäure als Ursache der Symptome

Sodbrennen entsteht, wenn saurer Magensaft in die Speiseröhre gelangt und die empfindlichen Schleimhäute reizt. Man spricht von Reflux. Säure ist über den pH-Wert definiert. pH 7 ist neutral; während alles darunter sauer und alles darüber basisch (oder alkalisch) ist.

Typische Refluxmedikamente setzen hier an: Sie neutralisieren die Magensäure, wodurch der Reflux weniger sauer wird. Dadurch steigt der pH-Wert im Magen und in der Speiseröhre. Diese wird folglich weniger gereizt und Symptome werden gelindert.

Protonenpumpenhemmer (PPIs), die die am häufigsten verschriebenen Medikamente zur Behandlung von Sodbrennen sind, funktionieren nach diesem Prinzip. Sie hemmen die Säureproduktion im Magen, wodurch weniger Säure die Speiseröhre reizt. Innerhalb kurzer Zeit können sie so Sodbrennen lindern.1

Säurereduzierende Medikamente vermindern nicht den Reflux

Das Problem bei der Reduktion von Magensäure ist, dass sie die Ursache der Beschwerden nicht beseitigt, nämlich den Reflux. Denn Mageninhalt gelangt weiterhin in die Speiseröhre.

Säure ist nicht der einzige Bestandteil von Reflux. Er enthält auch Magenenzyme (z. B. Pepsin) und Galle, die die Speiseröhre ebenfalls angreifen.2,3 Trotz Säurereduktion wird die Speiseröhre also weiterhin geschädigt. Wenn auch in geringerem Maße, als es ohne Medikamente der Fall wäre.

Außerdem ist Säure essenziell für die Verdauung.4 Wenn der pH-Wert im Magen dauerhaft angehoben wird, kann dies Verdauungsprobleme verursachen, die wiederum Reflux begünstigen können.

Aus diesen Gründen wirkt eine Reduktion der Magensäure nur kurzfristig. Früher oder später kommen die Symptome zurück.5 Wann genau, ist individuell verschieden. Studien zeigen, dass nach bereits 6 Monaten die Beschwerden in 6 – 29% der Patienten erneut aufreten.6

Säurereduzierende Medikamente sind bei Stillem Reflux wirkungslos

Reflux kann nicht nur die Speiseröhre reizen, sondern auch in Form eines fast gasförmigen Aerosols bis in den Hals und in die Atemwege aufsteigen. Diese Art von Reflux nennt man Stillen Reflux.

Bei Stillem Reflux ist Säure aus dem Magen nicht der eigentliche Übeltäter. Vielmehr ist es das Magenenzym Pepsin, das mit dem Reflux in die Atemwege gelangt und diese reizt. Säure kann zwar Pepsin aktivieren und so Symptome verstärken. Eine Behandlung mit Säureblockern ist jedoch sinnlos, wenn nicht gleichzeitig auch die Ernährung umgestellt wird. Denn Säure aus der Nahrung kann Pepsin ebenfalls aktivieren.

Im Artikel über PPI bei Stillem Reflux erfährst du, warum diese Medikamente bei Stillem Reflux nicht sinnvoll sind.

Fazit: Säure zu reduzieren ist langfristig nicht zur Behandlung von Reflux geeignet

Die Verminderung von Säure ist ein beliebter Ansatz in der Refluxtherapie zur Linderung von Sodbrennen. Diese Methode verringert allerdings nicht den Reflux an sich. Aus diesem Grund schreitet die Erkrankung weiter voran und die Symptome kommen nach einiger Zeit zurück. Insbesondere bei Stillem Reflux ist eine Behandlung mit Säureblockern nicht zu empfehlen.

Eine erfolgreiche Refluxbehandlung muss den Reflux selbst vermindern, indem sie die Ursache für die Erkrankung beseitigt. Da Sodbrennen oftmals durch ungünstige Ernährungsgewohnheiten ausgelöst wird, ist eine Ernährungsumstellung in den meisten Fällen sehr wirksam. Im Artikel über Ernährung bei Sodbrennen erfährst du, mit welchen Maßnahmen sich Reflux vermindern und Sodbrennen lindern lässt.


Quellen

  1. Hrelja N, Zerem E. Proton pump inhibitors in the management of gastroesophageal reflux disease. Medicinski arhiv. 2011;65(1):52-55. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21534455. Abgerufen am 30. Januar 2020.
  2. TACK J. Review article: the role of bile and pepsin in the pathophysiology and treatment of gastro-oesophageal reflux disease. Alimentary Pharmacology & Therapeutics. 2006;24:10-16. doi:10.1111/j.1365-2036.2006.03040.x
  3. Siddiqui A, Rodriguez-Stanley S, Zubaidi S, Miner PB. Esophageal Visceral Sensitivity to Bile Salts in Patients with Functional Heartburn and in Healthy Control Subjects. Digestive Diseases and Sciences. 2005;50(1):81-85. doi:10.1007/s10620-005-1282-0
  4. Ramsay PT, Carr A. Gastric Acid and Digestive Physiology. Surgical Clinics of North America. 2011;91(5):977-982. doi:10.1016/j.suc.2011.06.010
  5. Tytgat GNJ. Long-term use of proton pump inhibitors in GORD – help or hindrance? Alimentary Pharmacology and Therapeutics. 2001;15(s2):6-9. doi:10.1046/j.1365-2036.2001.00115.x
  6. Caro J. Healing and relapse rates in gastroesophageal reflux disease treated with the newer proton-pump inhibitors lansoprazole, rabeprazole, and pantoprazole compared with omeprazole, ranitidine, and placebo: evidence from randomized clinical trials. Clinical Therapeutics. 2001;23(7):998-1017. doi:10.1016/S0149-2918(01)80087-4