Die 11 wichtigsten Fakten zu Sodbrennen

Letzte Aktualisierung:
25. März 2024

Ein Mann mit Sodbrennen

Sodbrennen entsteht, wenn Magensaft, auch Reflux genannt, in die Speiseröhre gelangt und diese reizt.

Das häufigste Symptom von Reflux ist brennender Schmerz in der Brust, besser bekannt als Sodbrennen.

1) Daran erkennst du Sodbrennen

Der Begriff Sodbrennen wird als Synonym für Reflux verwendet. Jedoch verspürt nicht ausschließlich jeder den Reflux als ein brennendes Gefühl.

Da man Sodbrennen auf viele verschiedene Weisen beschreiben kann, habe ich meine Emailabonnenten gefragt: „Wie fühlt sich Sodbrennen für dich an?“.

Ich bekam so viele Zuschriften, dass ich sie gar nicht alle hier aufführen kann. Deswegen im Folgenden eine kleine Auswahl:

  • “…ständiges Brennen im Bereich der Speiseröhre. Mal mehr, mal weniger stark.”
  • “… ein brennender Schmerz mit leichten Verkrampfungen.”
  • “… in der Magengegend liegender pelziger unangenehmer Kloß, oder als bis hoch in den Rachen gehendes Brennen.”
  • “… als wenn ein brennender Druck in der Speiseröhre vorherrscht.”
  • “…als würde mir eine scharfe Chili im Rachen stecken und als würde etwas im Magen überkochen.”
  • “… wie ein Messerstich.”
  • “Sodbrennen fühlt sich bei mir wie eine starke Halsentzündung an – nur nicht im Hals, sondern hinter dem Brustbein.”
  • “Ein Schmerz wie eine heranrollende Welle, der dann wieder verebbt. Der Schmerz steigt von unten nach oben und brennt.”
  • “Es ist so ein kribbelndes Brennen. Schwer zu beschreiben.”
  • “Ein Druckgefühl in der Speiseröhre”
  • “Ich habe Sodbrennen erst nur als Druckschmerz empfunden und im Zweiten dann das Brennen.”
  • “…Stechen in der Brust…”

Wie du siehst, ist das brennende Gefühl sehr dominant. Aber nicht jeder hat es. Neben dem Brennen sind Druckgefühl und stechende Schmerzen andere mögliche Empfindungen.  

Flammen, die für Sodbrennen stehen

Typisch für Sodbrennen ist auch der Zeitpunkt, zu dem es auftritt: nämlich nach dem Essen. Es tritt außerdem oft in liegender Position auf, besonders während der Nacht, wenn man vor dem Zubettgehen gegessen hat. Manche Betroffene wachen nachts durch die Schmerzen auf.

Die Symptome sind sehr subjektiv. Dennoch kann ein detaillierter Fragebogen helfen, die Stärke des Refluxes einzuschätzen. Nach der Durchführung einer Behandlung kann er zusätzlich wiederholt werden, um den Therapieerfolg zu kontrollieren. Ein solcher Symptomfragebogen ist der sogenannte GERD-HRQL, den du auch hier auf Refluxgate online durchführen kannst.

2) Sodbrennen kann zusammen mit anderen Verdauungssymptomen auftreten

Sodbrennen bedeutet, dass in deinem Verdauungsapparat etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Daher kann Sodbrennen auch mit anderen Verdauungsbeschwerden einhergehen.

Hier sind die typischsten Verdauungssymptome, die zusammen mit Sodbrennen auftreten können, aber nicht müssen:

  • Schluckbeschwerden
  • Schmerzen in der Brust
  • Magenschmerzen
  • Völlegefühl
  • Übelkeit
  • Verstopfung
  • Durchfall
  • Häufiges Aufstoßen
  • Saures Aufstoßen

Allerdings haben viele Betroffene wirklich nur Sodbrennen und sonst keine nennenswerten Verdauungsbeschwerden.

3) Reflux kann die Atemwege betreffen

Was viele Menschen nicht wissen ist, dass Reflux auch die Atemwege betreffen kann. Man spricht von sogenanntem Stillen Reflux, da die Symptome sich oft “still” über die Jahre hinweg einschleichen, während sich Sodbrennen durch akutere und plötzlichere Symptomattacken bemerkbar macht.

Typische Stiller Reflux Symptome sind:

  • Heiserkeit
  • Husten
  • Häufiges Räuspern
  • Asthma-ähnliche Symptome
  • Sonstige Atembeschwerden
  • Halsschmerzen
  • Übermäßiger Schleim im Hals

Die Anzeichen für Stillen Reflux ähneln stark den Symptomen anderer Krankheiten wie beispielsweise einer Pollenallergie. Das macht die Diagnose selbst für Ärzte sehr schwierig. Leider sind Falschdiagnosen bei Stillem Reflux mehr die Regel als die Ausnahme. Zudem wird Stiller Reflux oft falsch behandelt.

4) Manche Personen sind besonders anfällig für Sodbrennen

Reflux ist auch eine Schutzfunktion des Magens vor Überfüllung. Wenn du zu viel isst, so kann der Magen durch Reflux Druck in die Speiseröhre ablassen.

Unregelmäßiger Reflux in kleineren Mengen ist zunächst kein Problem. Je öfter und umso größere Mengen jedoch refluxt werden, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, Symptome zu entwickeln.

Wie anfällig Menschen für Reflux sind, unterscheidet sich. In der Regel ist der sogenannte untere Ösophagussphinkter (UÖS) das Problem. Es handelt sich hierbei um ein Ventil, das zwischen Magen und Speiseröhre sitzt. Bei manchen Personen ist dieses Ventil schlicht und ergreifend nicht stark genug, weswegen Reflux gehäuft auftritt. Auch Probleme mit dem Magenpförtner oder der Magenmuskulatur (Magenmotilität) können Reflux verursachen.

Nicht nur die Menge an Reflux, zu der Menschen neigen, unterscheidet sich. Es variiert auch, wie stark Personen auf eine bestimmte Menge an Reflux reagieren. Bei manchen Betroffenen sind die Schleimhäute besonders resistent gegen Reflux. Andere hingegen reagieren bereits auf kleinste Mengen an Reflux mit Schmerzen.

5) Reflux wird durch erhöhten Magendruck verstärkt

Sodbrennen entsteht dann, wenn Magensaft aus dem Magen in die Speiseröhre zurückfließt. Medizinisch nennt sich das „Gastroösophagealer Reflux (kurz GERD, aus dem Englischen für Gastroesophageal Reflux Disease) oder einfach Reflux.

Reflux entsteht insbesondere dann, wenn der Magendruck erhöht ist. Umso höher der Druck im Magen ist, desto schwieriger wird es für das Ventil zwischen Magen und Speiseröhre, den Reflux zu verhindern.

Das erklärt, warum Reflux besonders stark nach großen Mahlzeiten auftritt. Diese erhöhen den Druck im Magen.

Solange man sich in aufrechter Position befindet, also steht oder sitzt, hilft die Schwerkraft, den Reflux im Magen zu halten. Legt man sich dagegen hin, so drückt der Mageninhalt besonders stark auf das Speiseröhrenventil. Aus diesem Grund ist eine Standardempfehlung bei Reflux, Mahlzeiten drei bis vier Stunden vor dem Zubettgehen zu vermeiden.

6) Sodbrennen geht meist mit einer Speiseröhrenentzündung einher

Durch den ständigen Reflux von Magensaft entzündet sich die Speiseröhre.

Ist die Speiseröhre erst einmal entzündet, so wird sie empfindlicher für Schmerzen – Sodbrennen ist die Folge.

Bleibt die Speiseröhrenentzündung unbehandelt, kann mit der Zeit ein sogenannter Barrett-Ösophagus entstehen. Das ist eine Veränderung der Speiseröhrenschleimhaut. Der Barett-Ösophagus stell t eine Vorstufe von Speiseröhrenkrebs dar.

Jedoch ist es bei besonders anfälligen Personen auch möglich Sodbrennen zu haben, ohne dass die Speiseröhre entzündet ist.

7) Die Symptome reichen oft für die Diagnose aus

Sodbrennen ist als Symptom so eindeutig, dass es für die Diagnose von Reflux bereits ausreicht. In der Regel wird daher direkt die Behandlung eingeleitet.

Bei Fachärzten dauert es gerne mal länger, einen Termin für weitere Tests zu bekommen, sodass bis dahin bei den meisten Patienten die Symptome bereits wieder abgeklungen sind. Die Behandlung von Reflux lässt das Sodbrennen in der Regel schnell verschwinden, beispielsweise mit Hilfe einer Ernährungsumstellung.

Verschwinden die Symptome innerhalb weniger Wochen durch die richtige Refluxbehandlung, so war die Diagnose korrekt und keine weiteren Tests sind nötig.

Diagnostische Tests werden meist erst dann durchgeführt, wenn der Patient nicht auf die Behandlung anspricht oder um andere Erkrankungen auszuschließen. Bei chronischen Patienten dient insbesondere die Magenspiegelung auch der Krebsvorsorge. Die am häufigsten durchgeführten Test bei Sodbrennen sind:

  • Magenspiegelung (Gastroskopie)
  • 24-Stunden Säuremessung (pH-Metrie)
  • Manometrie (Speiseröhrenmessung)

8) Die meisten Refluxmedikamente reduzieren Magensäure

Sodbrennen wird hauptsächlich durch Magensäure ausgelöst. Diese gelangt in die Speiseröhre, wo sie Entzündungen verursacht.

Entsprechend wurde in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Medikamenten entwickelt, welche die Magensäure reduzieren sollen:

a) Antazida

Antazida sind Mineralien, die Säure neutralisieren. Durch das Schlucken des Antazidums wird die Magensäurekonzentration in Magen und Speiseröhre verringert. Ohne Rezept sind sie in der Apotheke zu bekommen.

Antazida kann man sich sogar selbst zu Hause mischen. Speisenatron ist beispielsweise ein klassisches Hausmittel gegen Sodrennen. Jedoch sind die in der Apotheke erhältlichen Produkte verträglicher und effektiver.

Wer nur gelegentlich Sodbrennen hat, für den können Antazida hilfreich sein. Für die meisten Fälle sind sie allerdings zu schwach.

b) H2-Rezeptorantagonisten

H2-Rezeptorantagonisten, auch H2 Rezeptorblocker genannt, drosseln die Magensäureproduktion.

Sie sind mittlerweile nur noch wenig im Einsatz, da sie die Säureproduktion weniger stark reduzieren als die neueren Protonenpumpenhemmer (siehe unten). Zudem gewöhnt sich der Körper schnell an H2-Blocker, wodurch die Wirkung rasch nachlässt. H2-Blocker sind somit eher Medikamente, die für wenige Tage bis Wochen geeignet ist oder um gelegentliche akute Symptome zu behandeln.

Ein Vorteil der H2-Inhibitoren ist, dass die natürlichen Verdauungsabläufe weniger stark beeinflusst werden als bei stärkeren Medikamenten. Zudem machen die H2-Blocker nicht abhängig, im Gegensatz zu Protonenpumpenhemmern.

c) Protonenpumpenhemmer (PPI)

Protonenpumpenhemmer, kurz PPI, senken die Magensäureproduktion drastisch.

PPI blockieren die sogenannten Protonenpumpen im Magen, welche für die Säureproduktion essenziell sind.

Theoretisch kann durch PPI circa 98% der Säureproduktion gestoppt werden. Jedoch ersetzt unser Körper die Protonenpumpen kontinuierlich, weswegen die Säureproduktion im Laufe des Tages langsam wieder ansteigt. Die tatsächliche Säureproduktion schwankt somit über den Tag hinweg zwischen den Einnahmen von zwei Dosen des Wirkstoffs. Je nach Dosis wird die gesamte Tagessäureproduktion in der Praxis zwischen 60% und 80% reduziert.

Die Reduzierung der Säureproduktion sorgt dafür, dass die Speiseröhre weniger gereizt wird. Das heißt, Sodbrennen wird reduziert, in der Regel sogar komplett gestoppt.

9) Protonenpumpenhemmer sind überverordnet und Nebenwirkungen wurden lange vergessen

PPI bringen Pharmaunternehmen Rekordumsätze. Deshalb haben sie jahrzehntelang über alle Marketingkanäle massiven Druck aufgebaut, um PPI als Wundermittel gegen Sodbrennen zu verkaufen.

Geldscheine, auf denen ein Stetoskop liegt

Es verwundert nicht, dass Protonenpumpenhemmer lange Zeit von Ärzten wie Tic Tacs verschrieben wurden.3

Zwar sind PPI ein eher verträgliches Medikament. Das heißt aber nicht, dass PPI komplett harmlos sind. Insbesondere nicht, wenn sie über lange Zeit hinweg eingenommen werden. In den letzten Jahren sind die Probleme bei der Langzeiteinnahme von PPI zunehmend in den Fokus von Forschung und Medien geraten.

a) Reduzierte Aufnahme von Vitaminen und Mineralien

Magensäure ist für die Aufnahme von Nährstoffen wichtig.

Ist nicht genug Säure vorhanden, so bilden viele Mineralien schwer lösbare chemische Verbindungen im Magen. Das heißt, durch die verringerte Magensäurekonzentration sind diese Mineralien schwieriger vom Darm aufzunehmen. Besonders betroffen sind Eisen, Magnesium, Zink und Kalzium.

Die stärkste Aufnahmeminderung findet man jedoch bei Vitamin B12.

Bereits eine kleine Dosis von 20 mg des PPI Omeprazol reduziert die Aufnahme von Vitamin B12 um 72%. Die üblichere Dosis von 40 mg Omeprazol reduziert die Aufnahme um 88%.

Bei starkem Sodbrennen wird die Dosis der Medikamente häufig sogar verdoppelt. Man nimmt dann sowohl morgens als auch abends eine Dosis ein. Ich konnte keine Studie dazu finden, gehe jedoch davon aus, dass die Aufnahme von Vitamin B12 bei solch hohen Dosen an PPI noch weiter reduziert wird.

Das ist ein großes Problem!

Vitamin B12 ist unverzichtbar für unser Nervensystem. Ein Mangel an Vitamin B12 äußert sich u.a. durch eine schleichende Schädigung der Nerven, die im schlimmsten Fall unumkehrbare neurologische Symptome verursachen kann.

Zum Glück bildet unser Körper einen großen Vorrat von den meisten Nährstoffen. Eine kurzzeitige Therapie über Wochen bis zu wenigen Monaten ist deshalb selten ein Problem, sofern nicht bereits ein Nährstoffmangel bestanden hat.

Leider werden Refluxmedikamente oft über Jahre hinweg verschrieben. Etwas, wofür sie eigentlich nicht entwickelt wurden. Aufgrund der verringerten Nährstoffaufnahme kommt es so irgendwann zu Mangelerscheinungen, wenn der Körper anfängt, seine Depots zu erschöpfen.

Besser wäre es, die Ursachen von Reflux zu beheben und PPI nur für die kurzzeitige Behandlung der Symptome zu verwenden.

b) Zerstörung der Darmflora

Unser Darm beherbergt eine Vielfalt an Bakterien. Nicht alle nutzen uns, aber viele dieser Darmbakterien sind sehr nützlich.

Illustration von Bakterien im Darm

Die guten Bakterien leben in einer symbiotischen Beziehung mit uns. Wir helfen uns gegenseitig. Sie ernähren sich von dem, was wir essen und stellen im Gegenzug wertvolle Nährstoffe für uns her. Außerdem halten sie schlechte Bakterien davon ab, sich übermäßig zu vermehren.

Leider kann diese Balance zwischen guten und schlechten Bakterien sehr leicht zerstört werden. Antibiotikaeinnahme ist ein bekanntes Beispiel dafür. Sie stört die bakterielle Balance im Darm, weswegen Durchfall eine häufige Nebenwirkung von Antibiotika ist.

Aber auch Medikamente gegen Sodbrennen zerstören auf Dauer das Gleichgewicht der Bakterien im Darm. PPI verändern das Säuremilieu in Magen und Darm, was die Vermehrung schlechter Bakterien fördert.16

Zudem stellt die Magensäure eine natürliche Barriere dar, welche Nahrung sterilisiert. Durch PPI wird dieser sterilisierende Effekt abgeschwächt. Schlechte Bakterien können daher infolge einer PPI-Therapie leichter über die Nahrung in den Darm gelangen.

Zu den Folgen einer zerstörten Darmbalance gehören unter anderem Symptome wie chronischer Durchfall, Blähungen und Verstopfung. Die Gefahr, chronische Darmerkrankungen zu entwickeln, steigt. Zudem kann der Reflux selbst sich aufgrund der verringerten Belastbarkeit des Verdauungssystems verschlechtern. Somit können PPI auf paradoxe Weise den Reflux auf lange Sicht sogar verstärken, obwohl sie ja eigentlich gegen die Refluxsymptome verschrieben werden.

c) Säureblocker verlieren mit der Zeit ihre Wirkung

Selbst wenn man PPI einnimmt, wird die Speiseröhre weiterhin beschädigt. Denn neben Säure beinhaltet Reflux auch Galle und Magenenzyme (z. B. Pepsin), die die Speiseröhre ebenfalls angreifen. Außerdem ist eine dauerhafte Eliminierung der Säure meist nicht gewährleistet, da der Körper sich mit der Zeit an die Säuremedikamente gewöhnt.

Werden PPI jahre- oder gar jahrzehntelang eingenommen, ohne dass die eigentliche Ursache des Refluxes beseitigt wird, so können die Symptome zurückkommen. Und auch neue Symptome können hinzukommen, wie die eines Atemwegsreflux. Diese neuen Symptome sind schwieriger zu behandeln und sprechen weniger gut auf Medikamente an. Im schlimmsten Fall kann das Ignorieren des Refluxes zur Ausbildung von Speiseröhrenkrebs führen.

d) PPI machen abhängig

Der Körper erkennt den durch PPI entstehenden Mangel an Magensäure, welche für eine optimale Verdauung wichtig ist und steuert mit vermehrter Säureproduktion entgegen. Die PPIs machen also den Magen weniger sauer, woraufhin der Magen gegensteuert, indem er versucht, die Säureproduktion zu erhöhen, um das Säurelevel nicht zu weit absinken zu lassen.

Solange die PPIs noch eingenommen werden, schafft der Magen es trotz seiner Bemühungen nicht, das Magensäuredefizit auszugleichen. Werden die Medikamente jedoch abrupt abgesetzt, wird der Mageninhalt plötzlich deutlich saurer.

Stell dir das in etwa so vor. Du machst Tauziehen mit einem Freund. Jeder von euch zieht so stark er kann in die entgegengesetzte Richtung. Lässt dein Freund nun auf einmal das Seil los, fällst du plötzlich nach hinten um, da du nicht schnell genug reagieren kannst, um deine Kraft zurückzunehmen, mit der du nach hinten ziehst.

Im Magen passiert in etwa das Gleiche. Der Körper produziert als Antwort auf den Magensäuremangel den Botenstoff Gastrin, welcher normalerweise die Magensäureproduktion ankurbelt. Da sich aufgrund der Medikamente trotz des Gastrins der Säuregehalt im Magen nicht erhöht, produziert der Körper über Wochen, Monate und Jahre hinweg immer größere Mengen an Gastrin. Wird nun auf einmal der Protonenpumpenhemmer abgesetzt, so wirkt das Gastrin schlagartig in seiner vollen Wirkung und produziert viel zu große Mengen an Säure. Die Überproduktion ist umso stärker, je länger die Einnahme der PPI gedauert hat, da dann die Konzentration von Gastrin im Magen entsprechend höher ist.

Das Herunterfahren der Gastrinproduktion dauert ebenfalls wieder lange Zeit. Es geht nicht von heute auf morgen. Entsprechend kann dieser sogenannte Rebound Effekt mit verstärkten Refluxsymptomen längere Zeit anhalten. Zudem bedeutet die hohe Säureproduktion, dass auch mehr Säure im Reflux ist. Dies kann die eventuell bereits ausgeheilten Refluxprobleme, wie beispielsweise eine Speiseröhrenentzündung, wieder neu anfachen und erneut chronifizieren.

Generell gilt: Je länger die Einnahme der PPI gedauert hat, desto länger und heftiger ist auch der daraus resultierende Rebound Effekt.

PPI sind ein wichtiges Thema, da ihre Einnahme so weit verbreitet sind, ihre Nebenwirkungen bei der Langzeittherapie aber oft ignoriert werden. Deswegen habe ich dem Thema PPI und Sodbrennen einen eigenen Artikel gewidmet.

10) Eine Operation sollte nur den letzten Ausweg darstellen

Operationen sind bei Sodbrennen nur in den seltensten Fällen nötig.

Das etablierteste und effektivste Operationsverfahren bei Reflux ist die sogenannte Fundoplicatio.

In den letzten Jahren sind noch einige neue Verfahren auf den Markt gekommen, die ebenfalls einfache Erlösung vom Sodbrennen versprechen. Leider sind diese Ansätze zum einen weniger gut etabliert und zum anderen deutlich weniger wirksam als die Fundoplicatio. Da es sich bei diesen Verfahren um neue Methoden handelt, ist es zudem schwer, Chirurgen zu finden, die viel Erfahrung mit der jeweiligen Operation haben. Die Erfahrung eines Chirurgen ist jedoch für den Behandlungserfolg ausschlaggebend. Meiner Erfahrung nach wird bei den meisten neueren Verfahren viel versprochen und wenig gehalten.

Aber mach dir keine Sorgen. Operationen sind nur in Extremfällen notwendig.

11) Eine Anpassung der Ernährung hilft schnell und ohne Nebenwirkungen

Die Ernährung ist ein wichtiger Faktor bei der Behandlung von Sodbrennen.

Reflux ist oftmals auf ungünstige Ernährungsgewohnheiten zurückzuführen. Eine Anpassung der Ernährung hilft sogar auch dann, den Reflux zu reduzieren, wenn dein Sodbrennen andere zugrunde liegende Ursachen hat. Zum Beispiel hilft es, refluxfördernde Lebensmittel zu vermeiden, egal welche Ursache deinem Reflux zugrunde liegt.

Die Optimierung der Ernährung einer der Hauptpfeiler meines Buchs „Schluss mit Sodbrennen“ ist. Denn dieser Teil der Refluxtherapie wird am häufigsten vernachlässigt, obwohl er hohe Erfolgschancen bietet. Klicke hier für mehr Informationen zum Buch.

Quellen

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Über den Autor

Gerrit Sonnabend

Gerrits Sonnabends beruflicher Hintergrund ist in der qualitativen Forschung und Data-Science. Er hatte selbst starken Reflux. Hier kannst du mehr zu Gerrit erfahren.