Helfen H2 Rezeptor Antagonisten bei Sodbrennen?

Letzte Aktualisierung:
5. April 2023

h2 rezeptor blocker

H2 Rezeptor Antagonisten beschreiben eine Gruppe von Medikamenten zur Behandlung von Gastritis, Magengeschwüren und gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD). Umgangssprachlich werden sie auch als H2 Blocker bezeichnet.

H2 Rezeptor Antagonisten hemmen die Säureproduktion im Magen, sodass Reflux, der aus dem Magen in Richtung Speiseröhre aufsteigt, weniger sauer ist. Dadurch wird die Speiseröhre weniger stark gereizt und typische Reflux Symptome wie Sodbrennen gelindert.

Da Protonenpumpeninhibitoren (PPIs) die Säureproduktion wesentlich effektiver hemmen, kommen H2 Rezeptor Antagonisten eher selten und vorwiegend bei leichten bis mittelschweren Symptomen zum Einsatz.1

Verschiedene Wirkstoffe der H2 Blocker

Zu den H2 Rezeptor Antagonisten gehören eine Reihe von Wirkstoffen. Nitazidin, Famotidin, Cimetidin und Ranitidin sind besonders weit verbreitet und als Generikum unter verschiedenen Namen erhältlich. In niedriger Dosierung sind die meisten H2 Rezeptor Antagonisten rezeptfrei in der Apotheke zu bekommen.

Wie H2 Rezeptor Antagonisten wirken

Nach einer Mahlzeit produzieren die Parietalzellen der Magenschleimhaut das Hormon Gastrin, welches die Freisetzung von Histamin stimuliert. Histamin wiederum bindet an Histamin H2 Rezeptoren, woraufhin Magensäure sekretiert wird. H2 Rezeptor Antagonisten (oder Blocker) binden an die H2 Rezeptoren und blockieren diese dadurch, sodass Histamin sie nicht mehr aktivieren kann.2

Die Bindung der H2 Rezeptor Antagonisten an die Rezeptoren erweist sich jedoch als reversibel – die Stoffe lösen sich also nach einiger Zeit wieder von den Rezeptoren. Das stellt einen wichtigen Unterschied zu PPIs dar, deren Einfluss auf die Säurepumpen irreversibel ist. Aus diesem Grund hemmen H2 Rezeptor Blocker die Säureproduktion weniger effizient als PPIs und wirken über einen kürzeren Zeitraum.

Anwendung von H2 Rezeptor Antagonisten bei Sodbrennen

H2 Rezeptorblocker sollten bei akuten GERD-Symptomen regelmäßig oder auch vorbeugend etwa 30 bis 60 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen werden. Bei kontinuierlicher Einnahme ist eine Dosierung von einmal täglich am frühen Abend oder zweimal täglich (morgens und abends) zu empfehlen.3

H2 Rezeptor Antagonisten eignen sich allerdings nicht für eine langfristige Behandlung, da sich bereits nach zwei Wochen eine Toleranz gegenüber dem Wirkstoff entwickelt und die Hemmung der Säureproduktion stark nachlässt.4

Wirksamkeit von H2 Rezeptor Antagonisten bei Sodbrennen

H2 Rezeptor Antagonisten sind zur Behandlung von mildem Sodbrennen ohne nachweisbare Speiseröhrenentzündung gut geeignet. Eine Studie hat beispielsweise gezeigt, dass mit einer täglichen Dosis von zweimal 20 mg Famotidin die Symptome bei 80 % der Patienten abklingen. Wenn jedoch eine Speiseröhrenentzündung vorliegt – selbst wenn diese leicht verläuft (Grad 1 oder 2) – beträgt die Erfolgsrate nur noch 40 bis 60 %. Bei einer schweren Speiseröhrenentzündung (Grad 3 oder 4) erweisen sich H2 Rezeptor Antagonisten als überhaupt nicht geeignet.5

Der Grund, warum H2 Rezeptor Blocker bei einer fortgeschrittenen Erkrankung nicht wirken, liegt darin, dass die Wirkungsdauer mit 4 bis 8 Stunden relativ kurz ausfällt.4 Somit lässt sich mit H2 Rezeptor Antagonisten selbst bei 2-Mal täglicher Einnahme die Säureproduktion des Magens nicht rund um die Uhr kontrollieren.

Zur Behandlung einer Refluxösophagitis darf der pH-Wert in der Speiseröhre jedoch im Laufe des Tages nicht (oder nur sehr kurz) unter pH 4 sinken. Dies ist aufgrund der relativ kurzen Wirkungsdauer mit H2 Rezeptor Antagonisten nicht realisierbar.

H2 Rezeptor Antagonisten versus PPIs

H2 Rezeptorblocker sind bei Sodbrennen wesentlich weniger wirksam als PPIs, was der Grund ist, warum sie kaum noch Anwendung finden. Dennoch haben sie gegenüber PPIs einige Vorteile.

Sie wirken zum Beispiel auf leerem Magen besser als PPIs6 und können daher zur Behandlung von nächtlichem Sodbrennen eingesetzt werden. Außerdem ist der sogenannte Rebound-Effekt bei H2 Rezeptor Antagonisten wesentlich schwächer ausgeprägt als bei PPIs. Zum Rebound-Effekt kommt es beim Absetzen von PPIs, worauf der Magen vorübergehend mit einer vermehrten Säureproduktion reagiert und Sodbrennen wieder verstärkt auftritt.

Die Einnahme von H2 Rezeptor Antagonisten kann zudem während dem Absetzen von PPIs helfen, um den Rebound-Effekt deutlich abschwächen. Dabei werden die PPI ausgeschlichen und gegen H2 Rezeptorblocker ersetzt. Anschließend werden auch letztere abgesetzt, oder ausgeschlichen.

Nebenwirkungen von H2 Rezeptor Antagonisten

H2 Rezeptor Antagonisten sind generell sehr nebenwirkungsarm. Sie können jedoch bei manchen Personen leichte Kopfschmerzen, Schwindel, Erschöpfung, Verstopfung oder Durchfall verursachen.7 Durch die Erhöhung des pH-Werts im Magen wird zudem die Wirkkraft einiger Medikamente verringert.

Fazit

H2-Rezeptor-Blocker sind nebenwirkungsarm und zur Behandlung von leichtem bis gelegentlichem Sodbrennen gut geeignet. Sie hemmen die Säureproduktion allerdings nicht so gut wie PPIs und zeigen sich aufgrund ihrer verhältnismäßig kurzen Wirkungsdauer zur Behandlung einer fortgeschrittenen Refluxerkrankung weniger geeignet.

Zudem sind H2-Rezepetor-Antagonisten nicht für die langfristige Einnahme geeignet, da sich bei dauerhafter Einnahme schnell eine Toleranz gegenüber dem Wirkstoff einstellt und die Wirkung stark abnimmt. Zur langfristigen Behandlung von Reflux ist eine angepasste Ernährung besser geeignet.


Quellen

1. Pettit M. Treatment of Gastroesophageal Reflux Disease*. Pharmacy World & Science. 2005;27(6):432-435. doi:10.1007/s11096-005-4798-7

2. Ranitidine – DrugBank. https://www.drugbank.ca/drugs/DB00863. Accessed February 25, 2020.

3. Spiro HM. H2-blockers. Journal of Clinical Gastroenterology. 1983;5:143-148. doi:10.1097/00004836-198312001-00014

4. COLIN-JONES DG. The role and limitations of H2-receptor antagonist in the treatment of gastro-oesophageal reflux disease. Alimentary Pharmacology & Therapeutics. 2008;9:9-14. doi:10.1111/j.1365-2036.1995.tb00778.x

5. de BOER WA, TYTGAT GNJ. Review article: drug therapy for reflux oesophagitis. Alimentary Pharmacology & Therapeutics. 2007;8(2):147-157. doi:10.1111/j.1365-2036.1994.tb00272.x

6. Dammann HG, Gottlieb WR, Walter TA, et al. Nocturnal acid suppression with a new H2 receptor antagonist–nizatidine. Hepato-gastroenterology. 1986;33(5):217-220. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2879782. Accessed February 25, 2020.

7. Pinto-Sanchez MI, Yuan Y, Bercik P, Moayyedi P. Proton pump inhibitors for functional dyspepsia. Cochrane Database of Systematic Reviews. March 2017. doi:10.1002/14651858.CD011194.pub2

Über den Autor

Gerrit Sonnabend

Gerrits Sonnabends beruflicher Hintergrund ist in der qualitativen Forschung und Data-Science. Er hatte selbst starken Reflux. Hier kannst du mehr zu Gerrit erfahren.